Selbst Schuld – Katapult: Eine künstlerische Auseinandersetzung mit weiblicher Altersarmut

VERANSTALTUNGSBERICHTE

10/31/20241 min read

Eine künstlerische Auseinandersetzung mit weiblicher Altersarmut

Jede fünfte Frau im Rentenalter ist armutsgefährdet. Aus Scham schweigen viele Betroffene. Die Performance bricht das Schweigen und lässt die Frauen selbst zu Wort kommen: Wie gehen sie mit ihrer Altersarmut um? Wie sieht ihr Alltag aus? Was hält sie davon ab, laut zu werden?

Altersarmut ist weiblich. Gründe für diese Ungleichheit sind unter anderem ein geschlechtsspezifischer Arbeitsmarkt, das nach wie vor vorherrschende „Male Breadwinner Model“ sowie der zunehmende Abbau des Sozialstaats. In Altersarmut zu leben bedeutet einerseits das Haushalten mit knappen Mitteln. Altersarmut wirkt sich andererseits auch emotional auf die Betroffenen aus. Gefühle des Scheiterns, der Scham und Schuld, Zukunftsängste und Sorgen, Minderwertigkeitsgefühle, Einsamkeit oder auch Melancholie bezüglich verwehrter Zukunftsvorstellungen sind ebenso Folgeerscheinungen genannter struktureller Problemlagen, die sich den Individuen unter die Haut schreiben. Diese affektive Dimension von Altersarmutserfahrungen nimmt die Kulturwissenschaftlerin Alexandra Rau gemeinsam mit der Künstlerin Maria Berauer in Form einer Lecture Performance in den Blick.

Ausgehend von Interviewmaterial das Dr. des. Alexandra Rau im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „Prekärer Ruhestand“ an der LMU München erhoben hat, erhalten Frauen aus unterschiedlichen Milieus eine Stimme. Wie fühlt sich Altersarmut für Betroffene an und welche Effekte haben diese Gefühle auf ihre alltäglichen Handlungsmöglichkeiten?

Anhand eines Zusammenspiels von ethnografischen Portraits, theoretischen Textfragmenten und künstlerischen Interventionen verdeutlicht die Lecture Performance nicht nur die strukturelle Seite weiblicher Altersarmut und will diese körperlich erfahrbar machen, sondern setzt sich auch mit kollektiven Handlungsperspektiven auseinander.

Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit den Beteiligten.